Dienstag, 21. Juli 2015

... und ich muss doch was dazu schreiben...

Kennt Ihr Fee? Diese bildhübsche Gute-Laune-Verbreiterin aus'm Pott, die ich direkt bei unserem ersten persönlichen Treffen fest in mein Herz geschlossen habe?

Diese Fee hat neulich einen Beitrag zum Thema "Mein Körper und ich" geschrieben, der mich seitdem nicht mehr loslässt.... ist jetzt schon ein paar Tage her dieser Post, geht mir aber trotzdem nicht aus dem Kopp. Schreiben wollte ich ja eigentlich nix dazu... obwohl Fee dazu ermutigt hat... und obwohl ich da auch REICH.LICH. zu zu sagen hätte... aber nee... lass ma besser... wenn ich da einmal anfange...

... und dann hab ich mich so ein bisschen durch die einzelnen Post gelesen, die da so in dem Zusammenhang bei Fee aufgelistet wurden... und bin in einem der Beiträge auf einen weiteren Link gestoßen zu Ellen... und in dem Post, da kommt einfach mal der Satz aller Sätze vor:

"Ich habe verstanden, dass ich für einen Traumkörper nicht meinen Körper ändern muss. Sondern den Traum."

Wie cool ist das denn bitte???... hab ich mir gedacht... und plötzlich doch die unbändige Lust verspürt, was zum Thema zu schreiben... denn der Satz, der hat es echt in sich, find ich.
Davon, den Traum zu ändern, bin ich nämlich scheinbar noch ein ganzes Stück entfernt... und vielleicht hilft der Post hier ja dabei, dieses Ziel zu erreichen.


Aber fangen wir mal vorne an... (Achtung, wird sehr lang!)

Ein dickes Kind war ich eigentlich nie... bei der Geburt gerade mal zweieinhalb Kilo ;o)
... und auch danach war ich immer eher dünn bis normal. Doch dann kam die Pubertät... und mit ihr der Eisenmangel... und damit die Eisentabletten, diese heißhunger-fördernden, stopfenden Mistdinger, die gepaart mit dem Hormon-Wirrwarr in meinem Körper so richtig losgelegt haben...
So, wie meine Locken mit der Pubertät jeden Tag krasser wurden, ging auch mein Gewicht immer krasser nach oben... konnte man quasi bei zugucken.
Abgesehen von ein paar Blitzdiäten kurz vor Urlauben ging das bis zum Abi immer so weiter... und danach erst recht... zum Ende der Ausbildung war ich schon fast ÜHU, also "Über-Hundert"... aber das lag natürlich nicht mehr an den Eisentabletten... es war irgendwie alles so lecker und ich scheinbar ein sehr guter Kostverwerter... na prima!

Irgendwann fand ich mich dann auf Fotos so dermaßen schäbbig, dass ich mit Sport angefangen habe... Fitness-Studio... klaaaaaa... und dazu so richtig krasse 1000 kcal pro Tag... sicher nimmt man damit ab... richtig viel sogar... insgesamt 33kg... und alle so: YEAH, Gina, was siehste gut aus... voll super, voll hübsch und so...
Und ich fragte mich die ganze Zeit: ... und vorher? War ich da in Euren Augen nur häßlich, oder was?

Wie nicht anders zu erwarten, ging das Gewicht irgendwann wieder nach oben... dauernd nur 1000 kcal, das funktioniert eben nicht... und natürlich schlug Herr Jojo auch bei mir voll zu und bescherte mir ein echtes, gut gepolstertes ÜHU... ok, man muss dazu sagen, dass da auch 2 Schwangerschaften dazwischenlagen.. aber trotzdem, dreistellig ist dreistellig.

Tja... und dann kam WW um die Ecke und startete die gut getarnte Gehirnwäsche bei mir... klar, es gibt viele, die schwören auf WW, aber ich will davon nix mehr hören... ich konnte NICHTS mehr essen, ohne mir im Hinterkopf die Punkte zusammenzurechnen... und am liebsten hätte ich mir täglich zusätzliche Punkte bei e*ay ersteigert. Noch nicht mal zu Ostern hab ich mir Mamas Lammbraten schmecken lassen (und den gibt es echt nur einmal im Jahr)... und wofür?!? Dafür, dass beim nächsten Gruppentreffen alle applaudiert haben, dass ich sogar über die Osterfeiertage abgenommen habe... na bravo...
Erfolgreich war ich natürlich, diesmal 32 kg... und durch den vielen Sport wirkte ich sogar fast normalgewichtig... obwohl ich davon laut BMI Meilen entfernt war, aber egal... es hagelte wieder Komplimente und ich konnte ganz normale Sachen von der Stange kaufen...
[... das war allerdings echt genial, muss ich sagen... und vor allem: so günstig... damals gab es nämlich meistens nur in Sonderläden (mit Sonderpreisen) große Größen... und wenn man im Katalog bestellt hat, dann kostete die große Größe natürlich mal eben ca. 1/3 bis 1/2 mal mehr als der angezeigte Preis... hach ja... da könnte ich ja heute noch würgen... gut, dass sich das mittlerweile in einigen Bereichen geändert hat.]


... und dann kam Herr Jojo wieder zu Besuch... und diesmal mit einer Wucht, das war echt der Hammer... aber ich hatte auch echt keinen Bock mehr auf zählen, abwiegen, messen, rechnen. In wirklich SEHR kurzer Zeit hatte ich mein vorheriges Gewicht zurück... und kurz danach natürlich noch mehr. Jeder Versuch, es mal wieder 'in den Griff' zu kriegen, scheiterte, ich war es eben einfach leid...

Und das war der Punkt, an dem ich beschlossen habe, zu essen, was ich will, wann ich will und wieviel ich will... und es zu genießen... und es ist tatsächlich so, dass ich seitdem nicht mehr zugenommen habe... klar, es gibt mal ein paar Schwankungen nach Feiertagen oder so, aber es pendelt sich alles von alleine wieder ein. Manchmal geht es auch fühl- und sichtbar nach unten, aber nie weiter nach oben...


Hey... das hört sich doch super an, denkt Ihr jetzt... Ziel erreicht... sie hat abgeschlossen mit dem Wahn, ist mit sich und ihrer Figur im Reinen. Schön wär's, kann ich da nur sagen!

Der Strand sieht mich NUR in 3/4-Hose und Top (immerhin manchmal ärmellos), das Hallen-/ oder Freibad NIEMALS und Umkleidekabinen ohne Spiegel (bei denen man allen Ernstes auf den Gang raus muss zum Angucken) gehen auch GAR NICHT!
Angst vor Herzverfettung und Knie-Arthrose habe ich genauso wie davor, dass sich mein Oberteil im Rücken an die unendliche Tiefe meines Hohlkreuzes anschmiegen könnte und somit erkennen lässt, wie wahnsinnig groß dieser Hintern wirklich ist... oder dass der Wind von vorne vor mein Kleid pustet und die Konturen meines immensen Bauches und der Oberschenkel abzeichnet...

... und genau da könnte jetzt dieser Satz mit dem Traumkörper ansetzen... warum MUSS ich denn dünn sein? Meine Familie und Freunde akzeptieren mich so wie ich bin... beim wöchentlichen Sport (ja, ich mache ihn tatsächlich ;o) finden es alle gut, dass ich dabei bin, auch wenn ich nicht jede Übung mitmachen kann... zu meiner Garderobe bekomme ich regelmäßig Komplimente, zur Ausstrahlung sowieso... warum kann ICH mich also nicht einfach so annehmen wie ich bin... alle anderen können es ja scheinbar auch...

... ICH MUSS DEN TRAUM ÄNDERN... 
... das ist es... 
... aber es ist schwer... 

Liest man die einzelnen Posts aus Fees Linkliste, dann erkenne ich, dass selbst diejenigen mit, in meinen Augen, begnadeten Körpern genauso mit sich hadern wie ich, dass es auch da Winkfleisch etc. gibt... Scheiße, wir machen uns das Leben alle echt ganz schön schwer (was für ein Wortspiel ;o)
Selbst meine Freundin, vor knapp 3 Jahren an Brustkrebs erkrankt, jetzt glücklicherweise wieder topfit, eröffnete mir neulich, dass sie es so schlimm fände, dass sie durch die Medikamente und den fehlenden Sport während der langen Zeit so zugenommen hätte... "Boah, früher bin ich Marathon gelaufen..."

Ist das nicht furchtbar, dass wir so denken... dass unser Körperbild durch Medien&Co so dermaßen verfremdet ist.?.. klar, ich bin in Sachen Figur bestimmt kein Maßstab, aber sollen diese 1,80 m großen 55 Kilo-Gazellen der Maßstab sein... also bitte...

Ja... und was mache ich jetzt mit diesem Post? Ihn hoffentlich verinnerlichen und mir regelmäßig durchlesen, wenn mal wieder gar nix geht... jep, dafür hab ich ihn geschrieben.
Und wenn er Euch auch ein bisschen geholfen hat und Ihr gerade denkt... 'ey guck mal, so dick bin ich ja gar nicht... und auch nicht allein mit meinen Problemen'... dann ist das prima :o)